
Wie beeinflusst Lordose Ihre Gesundheit? Kennen Sie die Ursachen der Probleme?

Lordose - wenn die Wirbelsäule über die Gesundheit des Körpers spricht
Die Wirbelsäule ist die tragende Säule des menschlichen Körpers, und das nicht nur im wörtlichen Sinne. Neben ihrer mechanischen Funktion – also Unterstützung und Beweglichkeit – ist sie auch ein Spiegelbild unseres Lebensstils, der körperlichen Gesundheit und oft auch der psychischen Verfassung. Eines der wichtigen Begriffe, die im Zusammenhang mit der Wirbelsäule häufig auftauchen, ist die Lordose. Das Wort mag fremd klingen, aber seine Bedeutung betrifft uns alle.
Lordose ist die natürliche Krümmung der Wirbelsäule nach vorne – also in den inneren Teil des Rumpfes, wenn man den Körper im Profil betrachtet. Diese Krümmung ist absolut normal und notwendig für die ordnungsgemäße Funktion der Wirbelsäule. Probleme entstehen, wenn sich die Krümmung der Hals- oder Lendenwirbelsäule so verändert, dass sie Schmerzen verursacht oder die Körperhaltung beeinträchtigt.
Hals- und Lendenlordose - zwei Schlüsselbögen
Die menschliche Wirbelsäule hat vier natürliche Krümmungen – zwei nach vorne (sogenannte Lordosen) und zwei nach hinten (sogenannte Kyphosen). Die Halslordose befindet sich im Nackenbereich, wo sie hilft, den Kopf auszubalancieren, der etwa 4–6 kg wiegt. Die Lendenlordose ist wiederum für die Stabilität im unteren Rücken verantwortlich und verteilt den Druck beim Gehen, Sitzen und Heben schwerer Gegenstände.
Idealerweise sind diese Krümmungen sanft, fließend und gerade so, dass der Druck gleichmäßig auf die Wirbel, Bandscheiben und Muskeln verteilt wird. Viele Menschen haben jedoch Probleme mit der Lordose – sei es eine erhöhte (Hyperlordose) oder verringerte (Hypolordose). Beides kann Schmerzen verursachen, zu einem erhöhten Verschleiß der Bandscheiben führen oder sogar die Beweglichkeit einschränken.
Auf den ersten Blick mag es so wirken, als handele es sich um einen „Zufall“ oder eine genetische Veranlagung. In Wirklichkeit spiegelt die Lordose jedoch oft unsere täglichen Gewohnheiten wider – langes Sitzen, Bewegungsmangel, falsche Körperhaltung oder Überbeanspruchung bestimmter Muskelgruppen.
Wenn sich die Lordose verändert - wie man das Problem erkennt
Viele Menschen bemerken nicht, dass ihre Lenden- oder Halskrümmung nicht in Ordnung ist, bis Schmerzen auftreten. Dabei gibt der Körper viel früher Signale – diese werden jedoch oft ignoriert. Zu den ersten Anzeichen einer veränderten Lordose gehören Steifheit, Unbehagen beim längeren Stehen oder Sitzen und auch visuelle Veränderungen in der Körperhaltung. Bei erhöhter Lendenlordose ist beispielsweise eine deutliche Krümmung im unteren Rückenbereich zu sehen, oft begleitet von einem vorstehenden Bauch und einem hervorgehobenen Gesäß. Im Gegensatz dazu kann eine verringerte Halslordose zu einem „geraden Nacken“ führen, was visuell den Eindruck erweckt, als ob der Kopf nach vorne ragt.
Ein praktisches Beispiel könnte die Erfahrung eines Büroangestellten sein, der 8 bis 10 Stunden täglich vor dem Computer verbringt. Nach einigen Monaten beginnt er, Müdigkeit im Nacken- und Schulterbereich zu spüren, später auch im Lendenbereich. Nach einem Besuch beim Physiotherapeuten stellt er fest, dass er eine ausgeglichene Halslordose und eine abgeflachte Lendenkrümmung hat – die typische Folge langen Sitzens ohne Unterstützung der richtigen Körperhaltung.
Was verursacht die Veränderung der Wirbelsäulenkrümmung?
Hinter Veränderungen der Lordose steht oft eine Kombination mehrerer Faktoren. Einerseits sind dies muskuläre Dysbalancen – also ein Ungleichgewicht zwischen den Muskelgruppen, die die Wirbelsäule stützen. Beispielsweise können erschlaffte Bauchmuskeln und überbeanspruchte Rückenstrecker zu einer erhöhten Krümmung im Lendenbereich führen.
Ein weiterer Faktor ist ein sitzender Lebensstil. Lange Stunden am Computer oder hinter dem Lenkrad, ohne regelmäßige Pausen und ohne sorgfältige Ergonomie, können dazu führen, dass der Körper das „Gedächtnis“ für die richtige Haltung verliert. Die Wirbelsäule passt sich der schlechten Haltung an und die Halslordose richtet sich auf oder beginnt sich sogar umgekehrt zu krümmen.
Auch Stress spielt eine Rolle. Bei psychischem Druck neigen wir oft instinktiv dazu, uns zu krümmen, die Schultern hochzuziehen und den Brustkorb zu drücken. Diese Abwehrhaltung, wenn sie über längere Zeit andauert, kann zu funktionellen Veränderungen in den Krümmungen der Wirbelsäule führen.
Veränderungen der Lordose können auch infolge von Verletzungen, Osteoporose oder degenerativen Erkrankungen der Wirbelsäule auftreten. In allen Fällen gilt: Je früher das Problem erkannt wird, desto leichter lässt es sich beeinflussen – oft ohne chirurgischen Eingriff.
Kann man die Lordose korrigieren?
Die meisten Veränderungen der Wirbelsäulenkrümmung sind funktioneller Natur – das bedeutet, dass es sich nicht um eine feste Deformität handelt, sondern um das Ergebnis einer falschen Nutzung des Körpers. In solchen Fällen ist der Schlüssel zur Korrektur gezielte Bewegung, Ausgleichsübungen und bewusste Körperhaltung.
Funktionelle Störungen der Lordose lassen sich sehr gut durch Physiotherapie, Aktivierung des tiefen Stabilisierungssystems (sogenannter Core), Verbesserung der Flexibilität und Stärkung geschwächter Muskeln beeinflussen. Die Übungen sollten jedoch individuell angepasst und zumindest zu Beginn unter Anleitung eines Fachmanns durchgeführt werden.
Ein effektives Präventionswerkzeug ist auch Yoga, das Kräftigung, Entspannung und Atemarbeit kombiniert. Regelmäßiges Üben verbessert das Bewusstsein für den eigenen Körper (sogenannte Body Awareness), was im Kampf gegen schlechte Bewegungsmuster entscheidend ist.
Auch die Ergonomie des Arbeitsplatzes spielt eine wichtige Rolle. Richtig eingestellter Stuhl, Monitor auf Augenhöhe, häufige Pausen zum Dehnen – all diese Details tragen langfristig zu gesunden Krümmungen der Wirbelsäule bei.
Wann sollte man professionelle Hilfe suchen?
Wenn die Lordose von Schmerzen, Kribbeln, Schwäche der Gliedmaßen oder erheblichen Veränderungen der Körperhaltung begleitet wird, ist eine Konsultation mit einem Arzt ratsam. Ein Orthopäde oder Neurologe kann Röntgenaufnahmen, MRT oder andere bildgebende Verfahren empfehlen, um schwerwiegendere Ursachen auszuschließen, wie Bandscheibenvorfälle oder strukturelle Deformitäten.
In den meisten Fällen ist jedoch keine invasive Behandlung notwendig. Physiotherapie, manuelle Techniken, qualitativ hochwertige Bewegung und Änderung der Gewohnheiten bringen oft innerhalb weniger Wochen Erleichterung. Wie der berühmte Chiropraktiker B. J. Palmer sagte: „Die Wirbelsäule ist wie ein Dirigent – wenn sie nicht gestimmt ist, spielt der Körper falsch."
Ein einfacher Test für zu Hause
Wenn Sie interessiert sind, wie es um Ihre Wirbelsäule steht, können Sie zu Hause einen einfachen Test machen. Stellen Sie sich mit dem Rücken zur Wand, sodass Fersen, Gesäß, Schulterblätter und Kopf an der Wand anliegen. Schieben Sie Ihre Hand zwischen den unteren Rücken und die Wand. Wenn die Hand frei passt, aber nicht mit großem Abstand, ist die Lendenlordose wahrscheinlich normal. Wenn der Abstand zu groß oder im Gegenteil keiner vorhanden ist, kann dies auf eine Abweichung von der idealen Krümmung hinweisen.
Es ist jedoch wichtig zu sagen, dass kein Heimtest eine professionelle Untersuchung ersetzen kann. Wenn Sie Zweifel haben, wenden Sie sich an einen Physiotherapeuten oder einen anderen Spezialisten für den Bewegungsapparat.
Nachhaltige Pflege des Rückens
In der heutigen Zeit, in der der Alltag mit Technologie, einem sitzenden Lebensstil und Stress verbunden ist, ist es kein Wunder, dass die Lordose – und die Gesundheit der Wirbelsäule im Allgemeinen – stark beansprucht wird. Dennoch beginnt das, wie wir uns in unserem Körper fühlen, oft genau im Rücken. Das natürliche Krümmungsmuster der Wirbelsäule, wie die Lenden- und Halslordose, aufrechtzuerhalten, bedeutet nicht nur, Schmerzen zu vermeiden, sondern auch die Lebensqualität zu verbessern.
Genauso wie wir auf die Ökologie im Haushalt oder nachhaltige Mode achten, sollten wir uns ebenso verantwortungsvoll unserem Körper gegenüber verhalten. Die Wirbelsäule ist unser innerer Baum – es liegt an uns, ob sie gesund und stark wächst oder unter der Last des Alltags mehr gebeugt wird, als es gut ist.